Alle vier bis fünf Minuten flutet ein buntes Völkchen den Bahnsteig der U9: Beamte, Kunststudentinnen, Touristen, Flaneure und ab und zu sogar ein Mönch aus dem nahe gelegenen Shaolin-Tempel.
Der U-Bahnhof Spichernstraße liegt vielleicht nicht im Zentrum der Stadt, aber zumindest werktags ist hier jede Menge los – auch wegen der Umsteigemöglichkeit zur U3.
„Als ich den Backshop 2000 eröffnet habe, gab es kaum etwas Vergleichbares in der Stadt“,
erinnert sich Inhaberin Sevilay Komat. Frisch belegte Baguettes, leckere Obstsalate, Croissants und frisch gebrühten Kaffee direkt auf dem Bahnsteig an die Reisenden zu verkaufen – diese Idee entstand um die Jahrtausendwende in der Familie Komat. Und hat sich inzwischen zum Erfolgsmodell gemausert. Bereits 2004 eröffnete die gelernte Bürokauffrau einen weiteren Backshop im U-Bahnhof Ernst-Reuter-Platz. „Rund 70 Prozent unserer Kunden sind Stammkunden“, sagt Komat.
„Sie schätzen, dass wir immer ein offenes Ohr haben und unsere Ware jeden Tag frisch zubereiten.“
Sogar Bestellungen aus den umliegenden Büros sind keine Seltenheit, bei Tagungen und Meetings kommen dann Baguettes und Croissants aus dem Backshop auf den Tisch – liebevoll in Spitzenpapier und Karton verpackt. „Wir gehen gern auf die Wünsche unserer Kunden ein und belegen für sie nach ihrem Geschmack“, erklärt Komat. „Und die danken es uns mit Treue.“ Was am Tag nicht verkauft wird, bekomme die Obdachlosenhilfe. „Denn Ware vom Vortag geht bei uns nicht über den Tresen.“
Text: Jan Ahrenberg
